02.12.2020 - VIROLOGIE
Im Peer Review durchgefallen
Wissenschaftler bemaengeln gravierende Fehler in grundlegendem Fachartikel ueber PCR-Test
Jens Walter
 | | Mitautor Christian Drosten
Bild: Charité
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Fachartikel sind in der wissenschaftlichen Welt ein wichtiger Weg, eigene wissenschaftlichen Leistungen zu veröffentlichen und zur Diskussion bereitzustellen. Um die formale und inhaltliche Qualität der eingesandten Artikel sicherzustellen, verwenden gute Journale ein sogenanntes "Peer Review". Dabei wird der Artikel von einem unabhängigen Gutachtergremium geprüft und gegebenenfalls Korrekturen verlangt. So kann es durchaus mehrere Monate dauern, bis ein Artikel schließlich akzeptiert und veröffentlicht wird.
"Detection of 2019 novel coronavirus (2019-nCoV) by real-time RT-PCR" ist der Titel des Aufsatzes, bei dem erstmalig eine Möglichkeit aufgezeigt wird, SARS-CoV-2 durch einen PCR-Test zu bestimmen. Er ist zur Grundlage geworden für die in der Folge massenweise durchgeführten PCR-Tests, die daraus abgeleitete "Zahl der Infizierten" und letztlich der massiven Eingriffe in die Grundrechte und das Wirtschaftsleben. Geschrieben wurde der Artikel von einem Autorenverbund, dem u.a. der Virologe Christian Drosten und der Geschäftsmann Olflert Land angehören. Eingereicht wurde er am 21. Januar 2020, akzeptiert bereits einen Tag später.
Das Review wäre damit in einer Rekordzeit durchgeführt worden -- oder darauf wurde ganz einfach verzichtet, denn immerhin sind Christian Drosten und Chantal Reusken, die ebenfalls an dem Artikel beteiligt war, beide Mitherausgeber des Magazins EuroSurveillance. Bei diesem vorschnellen Vorgehen wurden wohl auch einigen Fehlern übersehen.
Aufgrund der Bedeutung des Artikels, haben jetzt 22 renommierte Wissenschaftler, darunter auch der ehemalige Forschungsleiter des Pharmakonzerns Pfizer, Dr. Michael Yeadon, die Arbeit einem unabhängigen Peer Review unterzogen und erhebliche Mängel aufgedeckt. Die Ergebnisse haben sie in einem eigenen Artikel zusammengefasst und ebenfalls bei EuroSurveillance eingereicht. Zusammen mit einem Brief, der in Anbetracht der gravierenden Mängel die Rücknahme des betreffenden Aufsatzes fordert.
Kritisiert werden fachliche Aspekte wie das Design der Primer, die Basenzusammensetzung oder auch die Anbindungstemperatur. Darüberhinaus wird bemängelt, dass keine biomolekulare Validierung durchgeführt wurde, ebenso weder positive noch negative Kontrollen in Hinblick auf die Virusdetektion. Damit werden die Zweifel an der Zuverlässigkeit der PCR-Tests erheblich bestärkt.
Es wird aber auch auf die massiven Interessenkonflikte verwiesen, die bei mindestens vier der Autoren auffielen. Corman und Drosten sind neben ihrer Arbeit an der Universität auch im Labor Berlin (Charité Vivantes Service GmbH) beschäftigt, das PCR-Tests durchführt. Marco Kaiser ist angestellt bei GenExpress und wissenschaftlicher Berater von TIB Molbiol, dessen Geschäftsführer wiederum Olfert Landt ist. TIB Molbiol hat schon in der Vergangenheit immer wieder mit Drosten zusammengearbeitet und ist die Gesellschaft, die als erste die PCR-Kits hergestellt und vertrieben hat. Auf diese Interessenkonflikte wird weder in der Originalfassung der Studie nicht noch in der auf PubMed veröffentlichten Version hingewiesen.
Die Autoren folgern: "In Anbetracht der hier dargestellten wissenschaftlichen und methodischen Mängel sind wir zuversichtlich, dass dem Herausgebergremium von Eurosurveillance keine andere Wahl bleibt, als die Publikation zurückzuziehen."
Mehr im Internet: Detection of 2019 novel coronavirus (2019-nCoV) by real-time RT-PCR Review Report and Retraction Request Corona-Untersuchungsausschuss 22 zu Drosten und TIB Molbiol Corona-Untersuchungsausschuss 4 zum PCR Test Corona-Untersuchungsausschuss 26 zum PCR Test dazu auf 2020news.de Zu den Infiziertenzahlen
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