07.12.2020 - RUNDFUNKGEBUEHREN
Landes-CDU sagt Nein zu Rundfunkgebuehren
In Sachsen-Anhalt koennte die zerstrittene Kenia-Koalition in die Brueche gehen
Klaus Oberzig
 | | Erhöhung der Zwangsgebühren könnte Kenia-
Koalition platzen lassen.
Bild: scienzz
| | |
Im Streit um die Erhöhung des Zwangsbeitrages für ARD
und ZDF schließt Sachsen-Anhalts CDU-Chef Holger Stahlknecht ein Einlenken
seiner Fraktion nach wie vor aus. Das sei „unverhandelbar". Auch der
CDU-Landesvorstand habe dies einstimmig bestätigt. Stahlknecht, zugleich frisch entlassener Innenminister, verbindet sein
Nein mit einer Kritik an den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Sie
würden ein Bild Ostdeutschlands zeichnen, das den Transformationsprozess im
Osten und die Umbrüche im Leben vieler Menschen zu wenig abbilde.
"Die Öffentlich-Rechtlichen berichten gelegentlich nicht auf Augenhöhe,
sondern mit dem erhobenen Zeigefinger der Moralisierung." Angesichts
dieser negativen Leistungen sei der „öffentlich-rechtliche Rundfunk zu groß und zu teuer".
Die CDU in Sachsen-Anhalt wolle nicht
die Pressefreiheit beschneiden. Es müsse aber möglich sein, die Arbeit
derjenigen auf den Prüfstand zu stellen, die mit dem Geld der Beitragszahler Medienpolitik
machten. An der Haltung des Magdeburger Landtages hängt das Wohl und Wehe der
Erhöhung des gesamten Zwangsbeitrages, den alle deutschen Haushalte und
Unternehmungen zu tragen haben. Die vorab ausgehandelte Anhebung soll 86 Cent
monatlich auf dann 18,36 Euro betragen. In Kraft treten soll sie zum 1. Januar
2021. Dazu müssten aber alle sechszehn Landesparlamente zustimmen. Bis auf
Sachsen-Anhalt haben sie das getan oder zumindest Zustimmung bekundet.
Die Besonderheit in Magdeburg besteht
darin, dass nicht nur die CDU, sondern auch die AfD gegen die Erhöhung ist. Letztere
lehnt nicht nur eine Gebührenerhöhung, sondern
das Beitragssystem als Ganzes ab. Dabei findet sie bei vielen Bürgern in
Sachsen-Anhalt, aber auch darüber hinaus, Anklang. Vor allem in den östlichen
Bundesländern wird die Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen kritisiert
und teilweise als „Lügenpresse" abgelehnt. Da die Fraktionen von CDU
und AfD zusammen über eine Mehrheit verfügen, könnten sie die Gebührenerhöhung gemeinsam
kippen.
Aber es gibt auch jede Menge Streit innerhalb der CDU. So hatte Stahlknecht eine Minderheitsregierung ohne Grüne und SPD ins Spiel gebracht, eine Option, die Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) strikt ablehnt. Die Fronten sind so verhärtet, dass er Stahlknecht als Innenminister aus dem Kabinett gefeuert hat. Doch der Gechasste erhält nicht nur aus der Partei, sondern aus den sozialen Medien viel Zuspruch. Schuld am Desaster sei "der elende Linkskurs dieser einst so stolzen Partei", so ein Grundtenor der Stahlknecht-Fans. Man müsse sich von der "Götzenverehrung der politischen Linken" befreien.
Am Dienstag soll der Koalitionsausschuss des sogenannten Kenia-Bündnisses von CDU, SPD und Grünen nach einer Lösung suchen. Sollte dies nicht gelingen, könnte die Koalition im Sachen-Anhaltinischen Landtag platzen. Haseloff versucht nun bis Mittwoch diesen Bruch zu verhindern. Nach dem Fahrplan im Magdeburger
Parlament soll der Medienausschuss am Mittwoch eine Beschlussempfehlung
abgeben, der das Parlament in der Regel folgt. Bleibt die CDU bei ihrem Nein
und stimmt mit der AfD, drohen SPD und Grüne die Koalitionsfrage zu stellen. Bei
einem gemeinsamen CDU-AfD-Veto sei die Grundlage
für einen Fortbestand der seit 2016 regierenden Koalition hinfällig.
Mehr im Internet: Rundfunkgebühren im Vergleich Zuspruch für Stahlknecht, volksstimme.de
|