28.12.2020 - GESUNDHEITSINDUSTRIE
Klinik legen allerorten
Bochum, Fuerth, Havelberg, Losheim, Oberwesel, Ottweiler, Riedlingen, Rodalben, Vohenstrauss, Waldsassen, Wedel und Weingarten
Nathalie Parent
 | | Uniklinikum Aachen gilt als größtes Krankenhaus
Europas - Bild: Mali/Wikipedia CC BY 2.0
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All das sind
Orte, wo dieses Jahr Krankenhäuser geschlossen wurden. Das Krankenhaus in
Mosbach muss Silvester endgültig schließen. Folgen werden bald Krankenhäuser in
Berlin, Essen (zwei Kliniken), Hamburg, Dresden, Lörrach, Lehnin, Rheinfelden,
Roding, Schopfheim, Oberkirch, Ettenheim, Gengenbach, Böblingen, Sindelfingen,
Stolzenau, Aurich, Leer und Papenburg.
Diese fast
unglaubliche Nachricht erreichte mich heute mit dem letzten Update der Petition
von Marianne Grimmenstein: "Krankenhausschließungen und
-privatisierungen nehmen kein Ende".
Vieles in
diesem Update ist mir bekannt. Folgendes ist für mich komplett neu und
haarsträubend, weswegen ich es hier einfüge (Hervorherbungen sind von mir):
"Die
Schließungen werden sogar mit viel Geld gefördert: bis zu 750 Millionen Euro
allein dieses Jahr.
Wieso macht
die Politik das? Sie folgt willig den Vorschlägen der Berater! Im August 2019
und somit vor Ausbruch der Pandemie forderte die Bertelsmann Stiftung, mehr als
die Hälfte aller deutschen Krankenhäuser zu schließen. Ist den Lobbyisten ihr
Vorschlag heute peinlich? Keineswegs. Vor wenigen Tagen veröffentlichten sie
zusammen mit der Robert Bosch Stiftung und dem Barmer Institut für
Gesundheitssystemforschung ein sogenanntes Richtungspapier, in dem sie von
'Lehren aus Corona' sprechen.
Gelernt hat
man aber wenig, denn es wird weiter dazu geraten, Krankenhäuser zu schließen!
Kleinere Krankenhäuser, so Bertelsmann und Co. sinngemäß, hätten wenig zur
Behandlung von Corona-Patienten beigetragen oder sie sogar schlecht behandelt.
Also weg damit! Das ist für die Leitenden Krankenhausärzte und
Krankenhausdirektoren Deutschlands und auch die Patienten 'die völlig falsche
Richtung'.
Bundesgesundheitsminister
Jens Spahn sah erst kürzlich die stationäre Versorgung durch die Epidemie kurz
vor der Überlastung. Aber er ist nicht bereit, die Schließungen von
Krankenhäusern zu stoppen.
Bertelsmann-Eigentümerin
Brigitte Mohn sitzt im Aufsichtsrat der Rhön-Kliniken, einem der großen
Profiteure von Klinikschließungen. Die Privatinvestoren stehen schon in den
Startlöchern, um das ganze Krankenhauswesen zu kapern. Ihr Traum ist ganz große
Megakrankenhäuser und viele orthopädische Kliniken, die mit verschiedenen
Ersatzteilen schönen Profit erwirtschaften."
Diese Fakten
stimmen mit der Untersuchung von Jens ("Platznot in Krankenhäusern")
überein, der beim Analysieren der entsprechenden Rohdaten herausgefunden hat,
dass die Zahl der Krankenhausbetten und des Pflegepersonals in den letzten 26
Jahren leicht zugenommen hat, allerdings zu Lasten einer flächendeckenden
dezentralen Versorgung hin zu wenigen aber lukrativeren Gesundheitsfabriken.
Durch die
Informationen von Marianne Grimmenstein zeichnet sich das Bild einer
Entwicklung, die dem Profit dient und die m.E. möglichst aufgehalten gehört.
Marianne
fragt: "Unsere
Gesundheit steht schon völlig im Dienste der Profitgier. Wie lange soll das so
weitergehen?"
Eine
Antwort, wie dagegen gesteuert werden kann, hat sie schon:
Ein GesellschaftsFAIRtrag, an
dem alle Wahrberechtigte mit arbeiten können, muss her!
Quellen und
Verweise:
Krankenhausstrukturfonds
Diskussion im Ärzteblatt 1
Diskussion im Ärzteblatt 2
Krankenhaus-Schließungssimulator
Kliniksterben.de: Chronik der Krankenhausschließungen
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