08.06.2017 - PHILOSOPHIE
Als Zunge und Gehirn sich trennten
Die Entstehung von Philosophie und Rhetorik im antiken Griechenland
Wissen Sie, wer Isokrates war? Im 4. Jahrhundert v. Chr. betrieb er in Athen eine Rhetorikschule, die den Politikernachwuchs ausbildete. Für die heute so viel berühmtere Akademie des Platon muss sie eine ernsthafte Konkurrenz gewesen sein. Wenn Platon in seinen Dialogen gegen die ältere Generation der „Sophisten“ wie zum Beispiel Protagoras oder Gorgias polemisierte, dann meinte er unter seinen Zeitgenossen vor allem Isokrates. Das scheinbar so bescheidene Wort von den „Philosophen“, den „Weisheitsliebenden“, wurde zum Kampfbegriff gegen die sogenannten „Sophisten“. Ihnen - und im Grunde der Gesamtheit von Rednern und Politikern in Athen - sprach Platon die wahre Liebe zur „Weisheit“ rundweg ab. Im Gedächtnis der Nachwelt hatte Platon damit Erfolg. Die Sophisten gerieten in Verruf, außer in Gräzistenkreisen ist sogar der Name Isokrates heute wenig bekannt. Platon und sein Lehrer Sokrates dagegen gelten bis heute als Gründungsheroen der philosophischen Theorie und Praxis.
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