07.10.2018 - VERFASSUNGSGESCHICHTE
Weimar ging nicht an seinen "Geburtsfehlern" zugrunde
Die Verfassung der ersten deutschen Demokratie
„Bonn ist nicht Weimar“, lautete ein geflügeltes Wort der frühen Bundesrepublik, nach einem Buchtitel des Schweizer Journalisten Fritz René Allemann, 1956. Hellsichtig analysierte Allemann darin die Unterschiede zwischen den deutschen Demokratien der 1920er und der 1950er Jahre, vor allem: Die schroffen weltanschaulichen Gegensätze, die den Parteienkampf in der Weimarer Republik geprägt hatten, begannen sich aufzulösen. „Bonn“ dürfe nicht „Weimar“ werden, dem neuen Versuch einer demokratischen Staatsordnung in Deutschland müsse das Schicksal des Vorgängers unter allen Umständen erspart bleiben – dieser Vorsatz hatte bereits die Vorarbeiten zum Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland 1948/49 auf Herrenchiemsee und dann in Bonn bestimmt. Es ging um die Frage, ob nicht schon in die Weimarer Reichsverfassung von 1919 „Geburtsfehler“ eingearbeitet waren, die 1933 den Weg in die Diktatur ebneten.
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